Donnerstag, 21. März 2013

Die Sehnsucht nach der Vergangenheit

Die Sonderausstellung "Gold und Asche" im Kölner NS-Dokumentationszentrum

Anläßlich einer Grabung des Kölner Wallraff Richartz Museums in der Baugrube des von einem gewissen Leopold Dahmen errichteten Hauses in Nachbarschaft zum Strafgerichtshof, fand man 1934 eine römische Terrakottamaske. Eigentlich hatte man damit gerechnet, einen Tempel zu finden - einen 2000 Jahre alten, neuerlichen Beweis für die Überlegenheit des nordischen Volkes der Germanen. Das die Bauherren zwangsläufig Italiener gewesen wären, hätte nicht interessiert. Während des Nationalsozialismus wurde die Vergangenheit des deutschen Volkes als ein uraltes nationales Schicksal inszeniert. Ist es da ein trauriger Zufall oder ein doch ein Zeichen, dass am Ort der archäologischen Ausgrabungen ein Keller gebaut wurde, in dem zwischen 1935 und 1945 unzählige Menschen, Regimekritiker und Zwangsarbeiter gefoltert und ermordet wurden?
Als sich die Bestien im März 1945 vor der herannahenden US-Armee auf die rechtsrheinische Seite geflüchtet hatten, kam der von den Nazis 1933 abgesetzte und von der englischen Militärverwaltung nun wiedereingesetzte Oberbürgermeister zu Besuch. In einem der verlassenen Büros, welches er einem höheren Gestapobeamten zuordnete, fand er einen Kerzenständer und nahm ihn mit. Von nun an sollte er in seinem Büro stehen und ihn an das Unglück seiner Frau und das seines Landes erinnern. Auguste hatte 1944 unter Qualen versucht, sich im Gefägnis des El-De-Hauses das Lebens zu nehmen, Köln war nicht nur völlig zerbombt worden, seine Einwohner standen vor dem absoluten Nichts. Der Kerzenständer Konrad Adenauers ist im Rahmen der Ausstellung "Gold und Asche" noch bis zum 20. Mai 2013 in den Räumen des Kölner NS-Dokumentationszentrum zu sehen.
Martin Volberg zeichnet in den ehemaligen Räumlichkeiten des Uhrenhandels der Firma Leopold Dahmen, der sich in direkter Nachbarschaft zu Folter und Mord einrichtete, die 500 jährige Geschichte des Hauses am Appellhofplatz nach.
Der Titel der Ausstellung weckt Assoziationen: Gold, das wegen seiner Beständigkeit mit dem Memorialgedanken verbunden ist, war über viele Jahrzehnte Gegenstand im Haus Langgasse/Appellhofplatz. Schon vor Leopold Dahmen, der ebenfalls Schmuck verkaufte, waren hier, im Stadtzentrum, unter Gabriel Hermeling und Josef Kleefisch Kostbarkeiten entstanden, die genauso wie die Biographien ihrer Schöpfer erstmalig im El-De-Haus ausgestellt werden.
Da dem Gold über viele Jahr­hunderte eine Rolle zur Kriegsfinanzierung zukam, ist das Thema Asche von Anfang an mit der Geschichte des Hauses verbunden. Die Einäscherung betrifft auch den Ort selbst. Die Gestapo verbrannte einen Teil ihrer Akten, wichtige Hinweise auf Täter und Opfer sind damals für immer verloren gegangen.
Die Sonderausstellung "Gold und Asche" findet parallel zur laufenden Dauerausstellung "Köln im Nationalsozialismus" und der Präsentation der "Gedenkstätte Gestapogefängnis" statt. Weiterführende Informationen finden Sie/findet Ihr hier:

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