Donnerstag, 30. August 2012

Haute Nazi Couture II

Das Thema Uniform ist entscheidend, wenn es um den Nationalsozialismus geht. Die Rahmenbedingungen wurden durch drei Gesetze festgelegt. An erster Stelle steht das Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen vom 20. Dezember 1934. Nur wer Mitglied eines Verbandes war, durfte auch dessen Uniform tragen. Mit dieser Maßnahme sollte verhindert werden, dass zum Beispiel auch Nicht-Mitglieder SS-Uniformen trugen.
Durch das Verbot der Bündischen Jugend vom 8. Februar 1936 und dem Gesetz über die Hitlerjugend vom 1. Dezember 1936 wurde die Kleidung als Erkennungszeichen Nicht-staatlicher Organisationen verboten. Konkret wurden mit Hilfe des Delikts der so genannten bündischen Umtriebe zunächst alle Jugendcliquen verfolgt, die zum Beispiel durch Kleidung an die bündische Jugend, einen Zusammenschluss unabhängiger Jugendgruppen in der Weimarer Republik, erinnerten. [Foto: Mitglieder der Bündischen Jugend 1943 - www.jugend1918-1945.de]
Bündisch wurde zur allgemeinen Bezeichnung des Widerstands. Wer eine Lederhose und weiße Socken trug, musste mit zum Teil drakonischen Strafen rechnen. Gleiches galt für die  Mitglieder der Swing-Jugend, die ebenfalls an ihrem Kleidungsstil zu erkennen waren und auch erkannt werden wollten. Im folgenden Filmtrailer für Swing Kids aus dem Jahr 1993 (mit Christian Bale) könnt Ihr ihren Kleidungsstil genauer studieren. Die Kleidung der Swing-boys und -girls (wie sie sich selbst bezeichneten) bestand aus extrem langen Jacketts mit grossem Karomuster, weitgeschnittenen Hosen und einem nie aufgespannten Regenschirm. Ausserdem trugen sie längere Haare, die bis zum Jackettkragen reichten.

Die vom Regime verordnete Kleidung für die Jugend orientierte sich ab 1934 ganz konkret am Stil der SS-Uniformen. Der Designer ist bis heute unbekannt. Die Geschichte vom Reichsjugendführer Baldur von Schirach, der sich in die Berge zurückzog und dort in der Einsamkeit die Vision einer Jugenduniform hatte, kann als Mythos abgetan werden. Interessant ist jedoch, dass Schirach 1934 den Antrag einer evangelischen Jugendgruppe für ihre neue Uniform ablehnte, kurz darauf jedoch sein Konzept einer neuen Uniform für die Hitlerjugend vorstellte, das sich allein farblich von dem abgelehnten Entwurf der evangelischen Organisation unterschied. [Foto: Uniform eines Hitlerjungen - wikipedia.org]





Schon bald auf Haute Nazi Couture III: BDM, Wehrmacht, KZ - Von berühmten Herstellern und tödlichen Herstellungsbedingungen

Dienstag, 28. August 2012

Neue Post-Reihe: Haute Nazi Couture

Diesen Post können Sie/könnt Ihr auch auf Spanisch lesen! Bitte hier klicken!

Wir befinden uns in in einem Generationsumbruch. Einige von uns haben Eltern, die 70 Jahre oder älter sind. Sie haben den Zweiten Weltkrieg zwar nicht mehr aktiv miterlebt, jedoch Kleidungsstücke ihrer Eltern geerbt, die nun in jahrelang verschlossenen Truhen wiederentdeckt werden, zum Beispiel dann, wenn der Umzug in ein Altenheim oder zu den Kindern ansteht. So entdecken wir Alltagskleidung, an die sich unsere Eltern oft selbst nicht mehr erinnern können.

Es gab damals keine einheitliche Nazimode. Dirndl und Gretchenzopf sind ein Mythos. Das belegen zahlreiche Photos aus dieser Zeit. Die traditionelle Tracht, unter der Landbevölkerung vor 70 Jahren noch weit verbreitet, war den Nationalsozialisten sogar ein Dorn im Auge, weil sie oft auch konfessionelle Traditionen symbolisierte. 
[Foto: Berchtesgadener Tracht 2010 - www.isargau.de]
 




Einzelne Elemente von Trachten wurden jedoch immer wieder mit modernen Kleidungsstücken kombiniert. Die Berchtesgadener Tracht war, bedingt durch Hitlers Lieblingsdomizil, natürlich absolut angesagt, durfte jedoch auch von Eva Braun nur in einer entschärften, modernen, Version getragen werden. 
[Foto: Eva Braun auf dem Obersalzberg 1941 - vandaag.be]


Während die Tracht oft sehr teuer war und in der Regel in der Freizeit getragen wurde, kleideten sich die Deutschen mit dem, was man auch im restlichen Europa als schick und modern empfand. Ein typisches Beispiel sind die Breeches, die dieser Wehrmachtssoldat trägt. Diese Hosen war international beliebt, nicht zuletzt, weil sie den Oberschenkeln so viel Platz boten und dadurch sehr bequem waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie einseitig mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht und werden heutzutage in der Regel von Reitern getragen. Doch darf an dieser Stelle nicht unter den Tisch fallen, dass sogar die NVA in ihren Anfangsjahren ihre Soldaten mit Breeches ausstattete.
[Foto: Wehrmachtssoldat in Rußland 1941 - Bundesarchiv]
Allerdings gab es doch eine sehr einheitlich-deutsche Entwicklung, die im Jahr 1936 mit der Verabschiedung des zweiten Vierjahresplans begann. 36 Millionen Schafe wären notwendig gewesen, um die von den Nazis propagierte Autarkie auch in der Textilindustrie zu erreichen. Die Beimischung von synthetischem Material war zwingend erforderlich und setzte die Qualität der Kleidung stetig herab. Die wenigen reinen Stoffe mussten sehr lange getragen werden. Der Pollunder sollte die gute Bluse oder das feine Hemd schonen, wobei das Material ob seiner billigen Verarbeitung enorm kratzte.  
[Foto: Pollunder (mit Junge) um 1937 - www.gelsenkirchener-geschichten.de]


Und schon bald bei Haute Nazi Couture II: HJ, BDM, Wehrmacht und Widerstandsgruppen


Sonntag, 26. August 2012

Transformationen der Emotionen

Wir verwenden die Worte Emotion und Gefühl in teilweise sehr komplexen Zusammenhängen. Aber ist es wirklich so klar, was Trauer und Wut sind? Angenommen, wir, die Blogger, wären Außerirdische, die wie bei Prometheus (Film läuft zur Zeit im Kino) auf der Erde landen würden und den Menschen, Euch Lesern, in vielen Punkten sehr ähnlich wären: Würden wir Trauer genauso definieren wie Ihr - unsere neuen Freunde (oder Feinde)? Kann es nicht sogar sein, dass ein intensives und gleichzeitig sehr konfuses Gefühl wie die Aufregung für uns als Aliens exakt erfassbar ist, weil die Angst vor dem Unbekannten in Verbindung mit der Vorfreude auf das Neue von unseren Alienpsychologen als eine einzige klare Gefühlsregung beschrieben wurde, der menschliche Begriff von Wut in unserer Welt jedoch nicht existiert, weil dieses Gefühlsspektrum bei uns Außerirdischen durch drei völlig unterschiedliche Emotionen abgedeckt wird? Für Euch sind es verschiedene Arten der Wut, liebe Leser dieses Blogs, für uns, die Aliens, sind es zwei Gefühle, die sich voneinander unterscheiden wie bei Euch Haß und Liebe.
Beschreiben die Wörter Emotion und Gefühl eigentlich die gleiche nicht-materielle Erscheinungsform?
Ist eine Emotion ein Zustand oder ein Prozess?


Wer sich für diese Fragen interessiert, der sollte sich das Buch Transformationen der Gefühle von Dominik Perler vor die Augen halten. Erschienen ist es 2011 im S. Fischer Verlag.

Was denkt Ihr, liebe Leser: Glaubt Ihr, dass man nur depressiv werden kann, wenn man auch weiß, was eine Depression ist? Auf diese und die anderen Fragen könnt Ihr uns gerne antworten. Kommentiert den Post hier und jetzt oder schreibt uns unter: fummelmond@gmail.com

Donnerstag, 23. August 2012

Tod im Nichts


Gestern abend um 20:02 Uhr bist Du gestorben - oder besser verreckt.
Wir haben lange gebraucht, um herauszufinden, wer für Deine Beerdigung zuständig ist. Denn Du hast keine Familie, keine Bekannten, keine Freunde hinterlassen. Niemand wird zu Deiner Beerdigung kommen, Deinem Staatsbegräbnis. Da wir bei Dir kein Geld gefunden haben, wird das Sozialamt die Bestattung übernehmen (§ 74 SGB XII). 
Damals, als Du noch laufen und sprechen konntest, da haben wir versucht, Dir unser Handeln zu erklären, aber es schien, als wolltest Du es nicht verstehen. Du hast geschimpft, geschrien und geweint. Einmal hast Du sogar jemanden von uns gekratzt. Deine Nachbarin hatte Dich zu uns gebracht, weil Du nicht mehr alleine für Dich sorgen konntest. Dann bekamst Du einen Betreuer zugeteilt.
Einmal hast Du mir gesagt, dass Du es nicht magst, wenn man Dir das Essen ohne Kommentar in das Zimmer stellt. Von da an habe ich mich zu Dir gesetzt, wenn ich mal einen Moment Zeit hatte. Dann hast Du mir von Deiner Familie in Schlesien erzählt, von Deinen drei Geschwistern und vor allem von Deinem Lieblingsbruder, der 1940 sofort nachdem er eingezogen wurde, in Frankreich fiel. Keiner Deiner drei Brüder hat den Krieg überlebt. Auf der Flucht hast Du gesehen, wie eine Frau Ihr totes Baby in den Straßengraben warf. An dieser Stelle hast Du immer geweint.
Heute habe ich Dein Bett abgezogen und Deine Sachen eingepackt. Es passte alles in Deinen kleinen Koffer und in einen blauen Müllsack. Auf dem Foto, dass immer auf Deinem Nachttisch stand, sieht man Deinen Lieblingsbruder hinter Dir eine Grimasse machen. Du hast mir erzählt, dass er Dich immer geärgert hat. Dann hast Du gelächelt.
Irgendwann wolltest Du nichts mehr essen und trinken. Du wolltest nicht mehr das Bett verlassen. Vier Wochen später hat man Dich leblos darin gefunden. Man darf eine Leiche insgesamt vier Tage aufbewahren. Dann muss sie ein Bestatter abholen.
Es war ein Naturholzsarg. Das größte Stück in der blauen Tüte war ein riesiger Plüsch-Teddybär.


Dienstag, 21. August 2012

Titanic Cover - Wie ging es weiter?

Der Papst und die undichte Stelle
Zu schnell ist unser erstes Titelthema, das Juli-Cover der Titanic, in Vergessenheit geraten.
Wie ging es weiter? Hat sich vielleicht sogar der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland (Heißt übrigens Dr. Dieter Graumann) als Vermittler in den Streit eingeschalten? 

Ein Rückblick
Damals wurde die Verbreitung des Titel-Covers der Juli-Ausgabe im Rahmen einer zivilrechtlichen Klage, angestrengt vom Vatikan, verboten. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein Papst zivilrechtlich gegen die Titanic vorging
[Foto: Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien: www.kirchen-privilegien.at].


Inzwischen sind beim Deutschen Presserat 175 Beschwerden gegen das Papst-Titelbild eingegangen. Der  Beschwerdeausschuss des Presserates wird voraussichtlich am 27. September zu diesem Thema beraten. [Foto: Mitteldeutsche Zeitung]
Der Presserat
Der Presserat ist ein zahnloser Tiger. Er wird vielleicht milde urteilen, aber das Verbot des Papsttitels wird nicht aufgehoben werden. Außerdem überwiegt in diesem Rat sowieso der Anteil der Medienzaren, sind die führenden Vertreter in den Gremien doch der Herausgeber und Verleger des Bonner General-Anzeigers und die Geschäftsführerin von Spiegel-Online.
Um was geht es hier eigentlich?
Die katholische Kirche handelt (in diesem Fall?) nicht als Stellvertreterin Gottes auf Erden, sie handelt als Körperschaft öffentlichen Rechts mit religionsphilosophischer Ausrichtung, die auf entwürdigende und abstoßende Weise verunglimpft wurde.
 Auflagensteigerung dank Papst-Skandal
„Wir danken dem Heiligen Vater für sein Interesse an unserem Magazin und bitten erneut um den päpstlichen Segen“, sagte Leo Fischer (Chefredakteur der Titanic) in einer Mitteilung zur August-Ausgabe gewohnt ironisch. Das Verbot der vergangenen Ausgabe habe eine Auflagensteigerung von mehr als 70 Prozent bewirkt, in den Bahnhofsbuchhandlungen sei die Ausgabe ausverkauft gewesen. „Nun hoffen wir, dass der Heilige Stuhl auch diesen neuen Titel ähnlich abwegig und rufschädigend interpretiert.“ Der Titel sei nicht weiter verbreitet worden, denn bei Zuwiderhandlung habe das Gericht 250 000 Euro angedroht, sagte Fischer. „Das können wir uns nicht leisten.“
 
 Auf die Frage, ob der Papst noch auf weiteren Titelbildern zu sehen sein wird, sagte Fischer: „Wir hoffen, dass uns der Papst nicht zu einem weiteren Cover mit ihm zwingt. Bisher hat es nur Björn Engholm geschafft, dreimal in Folge auf dem Titelbild zu erscheinen.“ [Titanic-Titel im August; Foto: dpa]






Den letzten Absatz haben wir abgeschrieben bei: Hersfelder Zeitung
http://www.hersfelder-zeitung.de/nachrichten/deutschland/titanic-provoziert-mitneuem-papst-cover-2435064.html

Montag, 20. August 2012

gustav nagel - Visionär oder Spinner?

Diesen Post können Sie/könnt Ihr auch auf Spanisch lesen:

Am 28. März 1874 wurde Carl Gustav Adolf Nagel als achtes Kind einer Gastwirtsfamilie in Werben an der Elbe (Altmark) geboren. Nach mehrjährigen Reisen (zu Fuß), die ihn unter anderem bis nach Jerusalem führten, ließ er sich am Arendsee, dem größten und tiefsten See im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt, nieder. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon seine eigene ortografi ausgearbeitet und fing an, unbeirrt von amtlichen Entmündigungsversuchen und ärztlichen Gutachten, auf einem malerisch gelegenen Stück Land am See seinen Tempel zu bauen.
[Foto: Gustav Nagels Tempel im Jahr 2012 - Fummelmond) 
                                                                                                                                              
Im Jahr 1928 verkaufte er 10.537 Eintrittskarten an Besucher aus allen Teilen Deutschlands, die auf den außergewöhnlichen Prediger aufmerksam geworden waren und seinen garten eden besichtigen wollten. Sein Erscheinungsbild und der Versuch, mit der Natur im Einklang zu leben, mögen auf uns heute keinen großen Eindruck mehr machen. In den Zeiten des deutschen Kaiserreiches und der Weimarer Republik war Gustav Nagel eine spektakuläre Erscheinung - ein Exot, der mit der Kirche und den Behörden im Dauerstreit lag. Doch auch der Landrat konnte nicht verhindern, dass dieser Mann, den wir heute als Hippie bezeichnen würden, politisch aktiv wurde. Seine deutsch-kristliche folkspartei konnte bei den Reichstagswahlen des Jahres 1924 insgesamt 4.287 Stimmen gewinnen.
[Foto: Gustav Nagel in den 1920er Jahren - societyofcontrol.com]

 
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geriet der Prediger vom Arendsee auf die Liste der unangepassten Personen. Als im Juli 1943 die Gestapo vor der Tür stand, da war der Lebensreformer schon durch zahlreiche Verbote seiner Aktivitäten, die Schließung und Beschädigung seines Tempels und mehrmalige Gefängnisaufenthalte zu einem Schatten sein selbst geworden. Er wurde sofort in das KZ Dachau gebracht, doch schon nach wenigen Monaten in die Nervenheilanstalt Uchtspringe überführt. Dort erlebte Gustav Nagel das Ende des Zweiten Weltkrieges. 
[Foto: Gustav Nagles garten eden im Jahr 2012 - Fummelmond]
Doch auch die neuen Machthaber deuteten Gustav Nagels alternative Lebensidee als offene Kritik am sozialistischen Gesellschaftsmodell. Eine Friedensbotschaft an die vier Berliner Stadtkomandanten und zwei Versuche, einen deutschen König zu krönen, führten zu seiner erneuten Verhaftung im Jahr 1949. Drei Jahre später starb Gustav Nagel in der Nervenheilanstalt Uchtspringe an Herzversagen.

Es gäbe noch viel über gustav nagel zu berichten, doch würde es den Rahmen eines Posts sprengen. Im Jahr 2001 erschien ein Buch über gustav nagels Lebensgeschichte:



Was haltet Ihr von Lebensreformern wie Gustav Nagel? Spinner oder Visionäre?

Kommentiert den Post oder schreibt uns unter:

fummelmond@gmail.com

Donnerstag, 16. August 2012

The adventures of Kim Jong Un!


Die Abenteuer von Kim Jong Un - Schaut Euch dieses Video an!

Mittwoch, 15. August 2012

Schreiborte - Der Friedhof Melaten in Köln

Friedhof Melaten. Parkbank am Weg zwischen 66 und 66a. Donnerstag Mittag. STOP! Noch eineinhalb Stunden bis zum Beginn der Kinderführung. STOP. Sehr still aber kein toter Ort. Vögel singen. STOP. Millowitsch schon seit 13 Jahren tot. Kinder kennen den gar nicht. Merke, dass ich älter werde. STOP. Gut zum Schreiben, weil die Biographien der vergrabenen Körper, die Kunst der Gräber und die mehr oder weniger lebendigen Besucher äußerst inspirierend sind. STOP. Gibt aber auch ungeeingnete Orte. Zum Beispiel Mahnmal für die Opfer von Königsgrätz, direkte Nachbarschaft zum (wahrscheinlich) ermordeten Nazioberbürgermeister, dem verunglückten Opernsänger und der Roma-Königin. Sonne dort zu hell, zu viele Leute. STOP. Lieblingsschreibort ist jedoch perfekt. Nähe zur Buddhistin, Klosterfrau Melissengeist und dem Symbol für den plötzlichen Tod. Seid allzeit bereit,
Der Tod ist nicht weit. STOP.

Montag, 13. August 2012

Neue Postreihe: Schreiben nach Vorgaben



Ihr wollt darüber bestimmen, zu welchem Thema wir Texte verfassen? Schickt uns Eure Stichworte - höchstens jedoch fünf Worte pro Thema. Und wir liefern Euch die literarische Verarbeitung.

Heute: Die Metzgerei (Steak, Hunger, Kalb, Bolzenschussanlage, Scham)

Mt 5:1 Als ich die vielen Steaks sah, gin ich in ein Restaurant. Ich setzte mich, und auch andere Gäste traten ein. 5:2 Dann begann ich zu reden und lehrte sie

5:3 Ich sagte: Selig, die Hunger haben vor Gott; denn ihnen gehört ein knurrender Magen. 5:4 Selig die Menschen, die Geld haben; denn sie werden sich Nahrung kaufen können.

5:13 Du bist das Kalb, dass man herangezüchtet hat – für mich. Wenn Du deinen Geschmack verlierst, dann würze ich Dich.

5:17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz des Tötens für Nahrung aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. 5:18 Und das Fleisch kann nur gegessen werden, wenn die Bolzenschussanlage dem liefernden Kalb im Vorfeld das Leben entzogen hat.

5:21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. 5:22 Ich aber sage euch: Das Kalb spendet Fleisch und darum lasse ich es für mich töten. Doch ich schäme mich dafür.



Lust auf mehr? Dann schreibt Eure fünf Stichwörter an:

fummelmond@gmail.com


Samstag, 11. August 2012

Kim Jong Un weiht neuen Freizeitpark ein!

Unser Lieblingsdiktator, Kim Jon Un, Nachfolger seines Vaters Kim Jong-il als Staatschef Nordkoreas, hat einen neuen Freizeitpark in der Nähe der Hauptstadt Pjöngjang eingeweiht.
Die beste Recherche- und Autorenarbeit hat mal wieder die BILD-Zeitung geliefert:

http://www.bild.de/politik/ausland/kim-jong-un/lacht-hier-der-letzte-kim-25460840.bild.html

Donnerstag, 9. August 2012

Orte zum Schreiben – An der Deutzer Brücke in Köln – Linksrheinisch (was sonst?)


Er sitzt auf einer Parkbank direkt gegenüber der Baustelle für die neue Lanxess-Zentrale (Wortneuschöpfung: „To lance Success“). Dienstag, später Vormittag. Die Atmosphäre ist angenehm ruhig, die Parkbank perfekt positioniert. Hin und wieder dringt der Lärm der Baustelle zu dem Schreibenden herüber, doch die vielen Spaziergänger auf der breiten Uferstraße befreien ihn von dem Eindruck der nervigen Enge der Altstadt. Sie flanieren entspannt im Sonnenlicht am Rhein, malerisch vor der Kulisse pseudomittelalterlicher Häuser.
Der Großstadtverkehr beginnt schon in direkten Nachbarschaft. Doch obwohl die Deutzer Brücke unentwegt Stadtbahnen, Autos und gestresste Kölner über den Heumarkt schleudert, kann er hier im Schatten der Bäume schreiben und seinen Blick über die Wellen schweifen lassen.
Unser Schreiberling verliert sich in der Welt der Worte, während vor ihm ein junges Paar die vorbeifahrenden Schiffe betrachtet, zwei Fahrradfahrer beinahe kollidieren und sich kurz aber heftig die Meinung sagen und die Rentnerin neben ihm anfängt, ihre Handtasche wie wild zu durchwühlen. Der perfekte Schreibort.

 
Foto: Fummelmond

Mittwoch, 8. August 2012

Friedrich der Große – „Friederisiko“ - eine Ausstellungskritik


Noch bis zum 28. Oktober 2012 habt Ihr die Möglichkeit, im Neuen Palais des Schlosses Sanssouci in Potsdam eine große Ausstellung über den umstrittenden preußischen König zu besuchen. Umstritten, weil hier in 72 Sälen nicht die Geschichte des militärisch genialen und fürsorglichen Landesvaters erzählt wird, sondern das Schicksal eines Mannes, der dazu verdammt war, jeden Moment seines Lebens perfekt zu inszenieren. Rubriken wie „Körper und Seele“, „Horizonte“ oder „Modeaffe“ stellen den Versuch dar, ein ganzheitliches Bild des oft missbrauchten Denkmals "Friedrich der Große" zu präsentieren. Und in der Regel gelingt das auch sehr gut. Nach zwei bis drei Stunden kann man erahnen, warum der junge Friedrich schon zu Beginn seiner Regierung alles auf eine Karte setzte und sogar bereit war, sein Land für den Ruhm zu opfern.Doch gerade dieses größte Risiko seines Lebens, der Siebenjährige Krieg, kommt in dieser Ausstellung zu kurz. Die Aussteller wollten nicht von einer Schlacht zur nächsten hetzen, sie wollten den Menschenhasser, den homosexuellen und/aber leidenschaftslosen Friedrich zeigen. Das ist ihnen gelungen. Und hier liegt auch der Schwerpunkt der Ausstellung. Wem das nicht ausreicht, der sollte schon im Vorfeld eines der unzähligen Bücher zur Hand nehmen, die akribisch die preußische Militärgeschichte aufarbeiten. 
"Friederisiko" ist nicht nur ein ausnehmend guter Titel für eine Ausstellung zum 300. Geburtstag dieses angeblichen „Großen“, Friederisiko steht auch für die Entmystifizierung eines noch heute in gewissen Kreisen üblichen Nationalstolzes.
Und völlig leidenschaftlos war Friedrich nun auch wieder nicht. Wenn Ihr wissen wollt, warum, dann schaut Euch Friederisiko an. Für 14 Euro bekommt Ihr eine spektakuläre Geschichtsstunde.

„Friederisiko“ – eine Ausstellung im Neuen Palais in Potsdam:
 
Foto: Fummelmond

 Infos erhaltet Ihr unter: www.friederisiko.de/
 
Welche Ausstellung könnt Ihr empfehlen. Schreibt uns unter:

fummelmond@gmail.com

Dienstag, 7. August 2012

Die Kölner-Klüngel-Tour an Originalschauplätzen

Eine Stadtführung mit Jörn Wendland am 17. November

Blick vom Dom auf "Colonia Corrupta"

Wollten Sie schon immer den berühmten „Kölner Klüngel“ kennenlernen? Das, was der langjährige Oberbürgermeister Norbert Burger „das Ausräumen von Schwierigkeiten im Vorfeld von Entscheidungen“ nannte? Oder um mit Kurt Rossa, Kölns Stadtdirekter zwischen 1977 und 1989, zu sprechen: „Kölner Klüngel heißt dienstliche Probleme privat klären!“
Dann kommen Sie mit an Orte direkt im Herzen Kölns, in denen der Klüngel quasi in Stein gemeißelt ist. Plätze, Bauten und Sehenswürdigkeiten, deren Existenz bzw. Nichtexistenz im erheblichen Maß von politischen Entscheidungen und persönlichen Gefälligkeiten abhängt, die anderswo schlicht „Korruption“ heißen.
 
Die Pflastersteine vom Heumarkt

Sie lernen, warum die Philharmonie lieber Touristen verscheucht als ein vernünftiges Dach zu bauen. Sie erfahren, wieso Kölns Müllverbrennungsanlage zu den größten Deutschlands gehört und die Abfalleimer dennoch häufig überquellen. Und Sie hören, wieso die Pflaster auf dem Heumarkt unbedingt aus Indien kommen mussten…

 
Der Rathausturm. Das Zentrum des Kölner Klüngelns.


Nächster öffentlicher Termin: 17.11.2013 um 14Uhr
Treffpunkt: Eingang zum Historischen Bau des Kölner Rathauses (Rathauslaube)
Ticketpreis: 8 Euro

Montag, 6. August 2012

Buchrezension – "Colonia – Roman einer Stadt"




Schon vor neun Jahren erschien die erste Auflage von Thomas R.P. Mielkes Roman, der auf rund 550 Seiten die gesamte Kölner Stadtgeschichte abarbeitet. Das hört sich nach einem ambitionierten Projekt an und als Kölner Stadtführer ist man natürlich ganz besonders aufmerksam, wenn jemand aus Ostwestfalen-Lippe die Welt (also Köln) erklären will.
Darum wollte ich auch zu Beginn des Lesevergnügens nicht glauben, dass der vor 2000 Jahren als Kelte geborene Hauptprotagonist Reinhold auch den Orkan Kyrill mitmachen wird. Und wenn sich jetzt jemand darüber beschwert, dass ich das Ende verraten habe, dann kann ich Sie/Ihn beruhigen: Spätestens ab der vierten oder fünften Reinkarnation des Reinhold in den sterblichen Hüllen antiker oder mittelalterlicher oder neuzeitlicher Kölner wird der/dem LeserIn klar, dass Herr Mielke beim Schreiben dieses Romans in erster Linie die Tour de Force durch alle Epochen – von Herrn Augustus bis Frau Barbara Schock-Werner – im Sinn gehabt hat.
Man könnte bemängeln, dass Thomas Mielke (die Initialen R.P. in seinem Namen stehen angeblich für „Reine Phantasie“) immer wieder zu sehr abschweift, weil er uns gerne die gesamte deutsche Geschichte erklären möchte. Auch läßt er die Neuere und Neuste Geschichte eindeutig zu kurz kommen. Ein Rundumschlag von diesem Ausmaß bietet nun einmal eine große Angriffsfläche.
Am besten ist es jedoch, man läßt sich einfach treiben und genießt Reinholds Wanderung durch die spektakuläre Geschichte einer spektakulären Stadt. Jede/r Interessierte an der Kölner Stadtgeschichte, die/der ein reines Sachbuch zu langweilig findet, wird sich über „Colonia“ freuen.
Das Buch ist 2008 in 10. Auflage im Hermann-Josef Emons Verlag erschienen.

Welches sind Eure Lieblingsbücher? Schickt uns Eure Buchrezensionen unter:

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