Montag, 5. November 2012

Neue Post-Reihe: Die Kölner Erzbischöfe - Joachim Meisner

Foto: focus.de
Der Erzbischof von Köln ist der oberste Kirchenfürst für 2,14 Millionen Katholiken in Köln, Aachen, Limburg, Essen, Münster und Trier und damit des größten Bistums im deutschsprachigen Raum. Seit 1989 ist Joachim Meisner Erzbischof. Seine Kathedrale ist der Kölner Dom.

Aufgewachsen ist Joachim Meisner als Flüchtlingskind in der ehemaligen DDR. Zusammen mit seinen drei Brüdern und seiner Mutter war er 1945 vor der anrückenden sowjetischen Armee aus Breslau geflohen. Den Vater verlor er im Krieg. Pastor Heribert Böttcher hieß die Vertriebenen 1945 am Bahnhof von Mühlhausen (Thüringen) willkommen und lud sie zu einer Messe ein. Später wird Meisner sagen, dass diese Begegnung wegweisend für sein Leben war.
Die Verbindung aus katholischer Frömmigkeit und ehrgeiziger Karriereplanung wurde 1980 mit der Ernennung zum Bischof der gesamten Stadt Berlin belohnt. Nun verwaltete er das kirchenpolitisch schwierigste Bistum des geteilten Europas. Zeitgleich mit der Macht wuchs jedoch auch Meisners Unfähigkeit, den eigenen Arbeitgeber zu kritisieren.

Am 12. Februar 1989 ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von Köln - eine hochbrisante Entscheidung, da der Vatikan einem DDR-Bürger einen Arbeitsplatz in Westdeutschland zuwies. Aus heutiger Sicht unglaublich, jedoch der Tatsache geschuldet, dass die DDR-Führung der katholische Kirche einen gewissen Freiraum gewährte. Zu anderen Anlässen hatte Staats- und Parteichef Honecker seinen totalitären Machtanspruch jedoch schon geltend gemacht, zum Beispiel als er Meisner unannehmbare Bedingungen für einen Besuch des Papstes im Jahr 1987 zum Katholikentreffen in Dresden stellte.

In Köln hatte es Meisner von Anfang an nicht leicht. Schon der Dienstbeginn wurde von zwei Auseinandersetzungen überschattet. Die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz sträubten sich gegen die päpstliche Einflussnahme bei seiner Wahl und erzwangen einen Änderung der Kölner Wahlordnung. Außerdem fiel es dem Kölner Domkapitel und der römischen Kurie sehr schwer, eine Einigung zu erzielen. Erst im dritten Wahlgang erhielt Meisner die erforderliche relative Mehrheit.

Der neue Erzbischof fiel in den folgenden Jahren durch kontrovers diskutierte Formulierungen auf, die von einer eher konservativen Auslegung der Bibel zeugten. So schmähte er den Religionsunterricht anderer Glaubensbekenntnisse in Kölner Schulen, zeigte durch umstrittende Personalentscheidungen, dass er Mitglieder von Opus Dei homosexuellen Kirchendienern vorzieht und hätte das moderne Domfenster von Gerhard Richter am liebsten in eine Moschee verbannt.
Folgendes Video: Entzug der Lehrerlaubnis für den homosexuellen Religionslehrer David Berger:
Auf kirchenpolitischer Ebene wurde Meisner sogar schon als möglicher neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gehandelt. Seine sehr enge Bindung zum Papst missfällt jedoch vielen anderen deutschen Bischöfe, die sich gegenüber Rom ein gewisses Maß an Unabhängigkeit bewahren wollen. Auch vielen seiner "Schäfchen" scheinen es ihm in der Vergangenheit übelgenommen zu haben, dass er sowohl den Katholikentag als auch den Ökumenischen Kirchentag in Berlin scharf kritisiert hat.

Presseberichten zufolge fördert Joachim Meisner, der seit 1983 auch den Titel "Kardinal" führt, durch Personalentscheidungen aktiv die Aufnahme von Mitgliedern der Laienorganisation "Opus Dei" in hohe kirchliche Ämter. Aus seine Bewunderung für diese kircheninterne Organisation macht er kein Geheimnis.

Meisner regiert er eine der wichtigsten und reichsten Diözesen der Welt, deren Haushalt mit 678 Millionen Euro dreimal so hoch ist wie der des Vatikans. 2008 lehnte Papst Benedikt XVI. das aufgrund des Alters (75 Jahre) notwendig gewordene Rücktrittsgesuch "seiner Exzellens" (offizielle Anrede) Joachim Kardinal Meisners ab. Er wird Köln also noch mindestens bis zur nächsten Papstwahl erhalten bleiben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen