Montag, 8. Oktober 2012

'Wendehals' oder Reformer?

Christian Führer, Ex-Pfarrer der Nikolaikirsche fordert Alternativen zum kapitalistischen Wirtschafts- und Finanzsystem. Die Kirche soll sich mehr einmischen.

Er prangert "nationale globale Ausbeutungs- und Unrechtsstrukturen" an, fordert den "Mut zu einer Alternative", wünscht sich auf Anfrage jedoch nicht die "sozialistische Wirtschaftsform" zurück. Dafür betitelte ihn die Bild als 'Wendehals'.

Zusammen mit Christoph Wonneberger, dem damaligen Pfarrer der Leipziger Lukasgemeinde, organisierte Führer ab dem 20. September 1982 jeden Montag Friedensgebete in der Nikolaikirche.1986 liess Christian Führer dort das Schild "Nikolaikirche - Offen für Alle" anbringen. Er organisierte Fürbittengebete für Inhaftierte, die nach der nicht System-konformen Veranstaltung zur staatlichen Liebknecht-Luxemburg-Demonstration von der Stasi verschleppt worden waren und veranstaltete einen Gesprächskreis für Ausreisewillige. Als der staatliche Druck schon massiv auf Wonneberger und Führer lastete - Weggefährten wurden kontrolliert oder der Staatsmacht "zugeführt", da verlas Christian Führer am  26. Juni 1989 sogar noch „einen Protestbrief von 30 Personen an die chinesische Botschaft, um gegen die Todesstrafen in China zu protestieren.“ 

Kurz darauf kam es zu einer der letzten großen Macht-Demonstrationen des SED-Regimes. Am 9. Oktober wurden etwa 1000 Mitglieder der Staatssicherheit (Stasi) in Zivil in die Nikolaikirsche beordert. 600 von ihnen füllten das Kirchenschiff. Trotzdem verlasen die Pfarrer einen Appell zur Gewaltlosigkeit und einen allgemeinen Friedensaufruf. An diesem Tag kam es entgegen aller Befürchtungen zu keiner Gewaltanwendung - Der Anfang vom Ende der DDR.

Dieser Pfarrer also meint nun, dass das "System" die Probleme nicht beseitigen könne, die es selbst hervorbringe. Der Kapitalismus hätte ausgedient. Das wäre für Führer jedoch nicht automatisch ein Bekenntnis zum Sozialismus. Jedoch nur eine tiefgreifende Veränderung der Gesellschaftsordnung würde zu einer wirklichen Verbesserung der Lebensumstände eines Großteils der Bevölkerung führen.

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