Dienstag, 11. September 2012

Gießen Bahnhof



Leere und Streß, Massenauflauf und Einsamkeit. Eine Einöde mit/in Zügen. Total beklemmend, hier zu verweilen, während Menschen von einem Zug zum nächsten hetzen. Ein toter Ort. Hier gibt es keine Spatzen, noch nicht einmal Fliegen oder Spinnen. Man kann sich nirgendwo unterstellen. Um einen Bus zu bekommen, muss man über eine riesige provisorische Brücke klettern und in einem Parkhaus herumirren. Andere verlorene Seelen rennen an einem vorüber und fixieren mit ihren Augen ferne Ziele außerhalb der staubigen Hallen. Niemand unterhält sich. Hier gibt es keine Sitze. 
Bahnhöfe sind ja im Allgemeinen nicht als Brutstätten der Behaglichkeit verschrien, aber Gießen schlägt dem Faß den Boden aus. So etwas Häßliches habe ich in dieser Größenordnung noch nie gesehen. Sogar der Bahnhofsvorplatz wurde in aller Konsequenz in Form einer abweisenden Umarmung an das abstoßende Schienengeschwulst herangeklotzt.
Hinter dem Keilbahnhof, direkt neben den Bushaltestellen, erstreckt sich eine große Wiese, die jedoch durch einen steilen Abgrund von der faden Realität der Nutzbarkeit getrennt wird. Auf dem Rückweg durch das Parkhaus fixiere ich zwei Mülltonnen, die neben einem Abstellgleis überquellen. Nur am Gießener Bahnhof kann man den Schmerz der Einsamen fühlen, deren Ziel am Ende der kahlen Gleise verblasst.
[Foto: http://www.flickr.com/photos/fabi_k]

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