Montag, 16. Juli 2012

Nebentätigkeit


Die Bürde, die jedem Stadtführer auferliegt, ist die Not, sich ständig um Bewerbungen kümmern zu müssen. Wenn man wirklich von Führungen leben möchte, dann muss man sich ständig nach anderen Nebenarbeiten umsehen. Zur Zeit arbeite ich für sechs Agenturen und zwei Museen. Wahrscheinlich werde ich erst im nächsten Jahr den Zustand erreichen, dass ich nicht mehr nebenher arbeiten muss. Stadtführer müssen tausende von Rechnungen schreiben und bekommen doch nur geringe Beträge überwiesen. Man wartet auf mehrere kleine Überweisungen und kann dann doch nur für den nächsten Monat, nicht jedoch darüber hinaus planen. Das ist das Übel eines freien Mitarbeiters und selbständigen in einer Person. Es macht definitiv Spass, Führungen zu machen. Sonst würde man es ja auch nicht tun. Aber durch den Druck, genug für Miete und Familie verdienen zu müssen ist enorm. Nur wenige haben es geschafft, diese Routine zu durchbrechen. Und die haben sich komplett selbstständig gemacht. Das ist etwas ganz anderes als ein selbstständiger Stadtführer, der für verschiedene Agenturen arbeitet. Selbstständig bedeutet, dass man eine eigene Agentur gründet und selbst die Kunden, „eigene“ selbstständige Stadtführer an die Kunden vermittelt. Dann könnte man es wirklich zu etwas bringen. Aber auch nur dann. Wobei es auch hier aufgrund der großen Konkurrenz schwieriger geworden ist.
Dieser Schwebezustand in der Abhängigkeit von anderen Agenturen macht ein am Ende kaputt. Darum sucht man ja auch nach anderen Tätigkeiten. Je länger es dauert, um endlich abzuspringen und einer „richtigen“ Arbeit nachzugehen, umso mehr definiert man sich als Stadtführer. Das ist sozusagen die Stadtführer-Assimilation.
Ich arbeite an einer Doktorarbeit, bewerbe mich für die Entwicklungshilfe und werde, wenn dies alles nicht klappt, das Lehramtstudium nachholen. Das ist wahrscheinlich der sicherste Weg. Denn Lehren kann man ja. Manche von uns haben sogar Lehrerfahrung an Schulen und Universitäten. Man wird automatisch zum Lehrer, weil man immer wieder mit Schulklassen arbeitet. So wie ich - heute um 18:30Uhr. Es handelt sich um eine Schulklasse. Altstadtrundgang mit einer 10. Klasse eines Gymnasiums aus Stuttgart. 
Welchen Nebenbeschäftigungen geht Ihr denn nach? Man muss ja nicht Stadtführer zu sein, um nebenbei Politik zu unterrichten.

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